Scheibe & Güntzel PRESERVED – ZÄUNEN
Seit dem 13. April 2024 lädt eine laubenartige Struktur aus Eichenspaltholzpfosten Sie gleich im vorderen Bereich des Freilichtmuseums dazu ein, einzutreten und sich zu setzen.
Diese Installation mit dem Namen ZÄUNEN (2024) ist als Teil des Rahmenprogramms unserer laufenden Ausstellung HEIMATEN entstanden und überführt die Fragen und Anliegen der Ausstellung in das Museumsgelände.
ZÄUNEN erinnert an die Geschichte der Landschaftsnutzung. Einst war das Land gemeinschaftlich genutzt, bis es im 18. Jahrhundert aufgeteilt wurde. Die neu entstandenen Parzellen wurden durch Knicks abgegrenzt. Die Knicks wiederum wurden ab Mitte des 20. Jahrhunderts von Weidezäunen aus Eichenpfosten und Stacheldraht abgelöst. Heute verschwinden auch die Stacheldrahtzäune aus der Landschaft. Das Vieh steht in Ställen oder wird von zeitgenössischeren Zaunsystemen behütet. Die verbliebenen Knicks stehen heute unter gesetzlichem Schutz. Mancherorts werden neue angelegt.
Die Installation ZÄUNEN lädt dazu ein, über die Veränderungen in der Landschaft und die Beziehung zwischen Mensch und Natur und Abgrenzung nachzudenken – über Zäune, ihre Gestaltung, Geschichte und Wirkung. Nicht nur in der Landschaft, sondern auch im eigenen Vorgarten oder den Landesgrenzen.
Wann wird die Struktur zugewachsen sein, wann wird die Laube ein schattiges Refugium bilden?
Über die Projektreihe PRESERVED
to preserve
to keep or save from decomposition (Merriam Webster) //
to keep an idea, quality, or situation from changing or being lost (Macmillan Dictionary)
2009 initiierten Scheibe & Güntzel die Projektreihe PRESERVED, die seitdem an unterschiedlichen Orten Europas präsentiert wurde. Ziel des Projekts ist es, mit den Mitteln der Kunst zu veranschaulichen, in welcher Weise sich die Menschen einer bestimmten Region (bestimmt durch geographische und kulturelle Parameter) über die Jahrhunderte von der sie umgebenden Natur ernährt haben, welche Bilder und Geschichten diese Beziehung begleiten und welches Wissen um die Nutzung der Natur noch greifbar ist. Die entsprechenden Daten werden durch wissenschaftliche Recherche, Beobachtung und Gespräche mit Informant*innen gesammelt und im Verlauf des Projekts in verschiedenen künstlerischen Medien, meist performativ, umgesetzt.
Über das Künstler-Duo
Scheibe & Güntzel besteht aus den Hamburger Künstlern Jan Philip Scheibe und Swaantje Güntzel (beide *1972), die neben ihrer jeweils eigenen individuellen künstlerischen Arbeit regelmässig ausgewählte Projekte als Künstlerpaar realisieren. Beide beschäftigen sich im Schwerpunkt mit der Rezeption von Natur und der Rolle, die der Mensch in der Gestaltung von Landschaft spielt: Jan Philip Scheibe analysiert die Facetten einer romantischen Idealisierung von Natur, während Swaantje Güntzel sich seit 20 Jahren mit der radikalen Veränderung der Landschaft durch menschlichen Einfluss und den globalen Herausforderungen, die sich durch anthropogenen Klimawandel, Plastik in den Ozeanen, Artensterben und den daraus resultierenden psychologischen Folgen für die Menschheit ergibt, befasst.