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  • Dauerausstellung Jahr100Haus Molfsee, Thema Kaufen und Konsum

Kaufen & Konsum

Haben und mehr haben

Materielle Dinge – sie prägen unseren Alltag. Mehr, als uns manchmal lieb ist. In den letzten 100 Jahren hat sich der Umgang mit Dingen immer wieder gewandelt. Produkte und Rohstoffe waren knapp, manchmal sogar purer Luxus. Seit den 1950er-Jahren steigt die Anzahl von Besitzgütern immer weiter an. Kaufen wird Freizeitbeschä¡igung, (An-) Sammeln sowieso.

Leben im Überfluss – heute normal, früher unvorstellbar. Wir ertrinken im Kram. Können überall und zu jeder Zeit alles kaufen. Wir brauchen die Dinge! Oder nicht? Auf jeden Fall haben wir ganz schön viele. Wir müssen Sachen nicht mehr horten oder zweitverwenden. In Kriegszeiten ist das aber die Regel. Klamotten und Kochtöpfe bekommen Flicken. Essensreste gibt es nicht: aufessen statt wegwerfen. Nach dem Krieg ist vor dem Kaufrausch. Das Wirtschaftswunder kommt, der Wohlstand wächst. Wir können’s uns leisten und häufen immer mehr Zeug an. Ganz einfach, weil es uns Freude macht. Das meiste kaufen wir. Anderes erben wir. Und wieder anderes sammeln wir. Dinge kommen aus unterschiedlichen Gründen zu uns. Weil sie uns Arbeit abnehmen, weil wir sie schön finden, weil sie uns an jemanden erinnern. Warum auch immer, sie sind da. Und wir leben mit ihnen.

Autorin: Inke Pohl

  • Erbarmungslos ersetzt
    Mitte der 1970er-Jahre revolutioniert er unseren Alltag. Dank ihm können wir endlich unserer Lieblingssendung, den neuesten Blockbuster oder das finale Länderspiel aus dem Fernsehen aufnehmen und später ansehen. In Windeseile erobert er sich einen festen Platz in unseren Wohnzimmern – der Videorekorder. Band rein, Programmcode eingeben und Go. Endlich hat die Zeit der Zankereien an der Familienglotze ein Ende. Wir müssen uns nicht mehr entscheiden. Was wir nicht gucken können, nehmen wir einfach auf. Doch die Technik schreitet unaufhaltsam voran und läutet um das Jahr 2000 das Ende der Videorekorder-Ära ein.
    Abb.: Videorekorder, 1980er Jahre, ohne Ort
  • Achtung Alleskönner!
    1950er-Jahre: Elektrogeräte erobern die Haushalte. Die Universalhaushaltsmaschine wird in kürzester Zeit zum Kassenschlager. Eine für alles: zerkleinern, mixen, raspeln, entsaften, bohnern, staubsaugen, Rasen mähen. Das soll ein Scherz sein? Keineswegs. Die Piccolo der Electro-AS GmbH erfreut sich rasch großer Beliebtheit. Der Basismotor ist ein wahrer Verwandlungskünstler. Zig verschiedene Aufsätze für zig verschiedene Funktionen können einfach an den Motor angedockt werden. Universell einsetzbar in der Küche und im Rest des Hauses erfüllt die Piccolo den Traum einer jeden Hausfrau – das vermittelt zumindest die Werbung. Zu Hause kochen wie ein Profi – davon träumen noch immer viele. Selbst staubsaugen oder Rasen mähen? Nein danke. Das erledigen mittlerweile motorisierte Helferlein – komplett allein. Diese Piccolo war über 50 Jahre in Gebrauch. Auch als Rasenmäher.
    Abb.: Küchenmaschine, 1950er Jahre, Flensburg
  • Kieler Kuriosum
    Möwengeschrei. Der eine denkt an Urlaub, der andere hat Angst um sein Fischbrötchen. Die weißen Wasservögel sind für uns Wellen, Küste, Meer. Jedenfalls solange sie oben am Himmel segeln. Verarbeitet zu einem Accessoire für kalte Tage bleibt uns erstmal die Spucke weg. Eine Kieler Manufaktur stellt um 1900 diese beiden Stücke aus Möwenfedern her. Der Muff ist ausschließlich Frauen vorbehalten. Zum Warmhalten stecken die Trägerinnen ihre Hände zu beiden Seiten hinein. Das Besondere: Auf dem Muff prangt ein vollständiger Möwenkopf – maritimer geht’s kaum. Gut betuchte Damen schmücken sich damals also nicht nur gern mit Pelz. Auch Vögel müssen dran glauben. Auf Helgoland boomt Ende des 19. Jahrhunderts die Möwenjagd. In großem Stil erlegt man die Tiere für die Fellproduktion. Der wärmende Aspekt ist dabei meist zweitrangig. Die teuren Accessoires sollen vor allem zeigen, dass man es sich leisten kann. Der soziale Stand hat viel Bedeutung. Möwenmode – ein Trend, der hoffentlich nicht wiederkommt.
    Abb.: Muff und Kopfbedeckung, um 1900, Kiel
  • 30 Jahre unterwegs
    Wenn er mit seinem Auto und dem kleinen Anhänger durch Schleswig-Holstein zuckelt, hat er nur eins im Sinn: Sammeln fürs Museum. Arnold Lühning leistet Pionierarbeit. Er begründet die volkskundliche Sammlung des heutigen Freilichtmuseums Molfsee. Seine Reise startet 1958. Im Auftrag des Landesmuseums dokumentiert er das traditionelle Landleben. Das ist in den 1950er-Jahren noch weitestgehend unberührt von der technischen Revolution. Aber die stetige Modernisierung verändert den Alltag auf dem Land. Auch viele handwerkliche Arbeitspraxen sind vom Aussterben bedroht. Lühning will dieses Wissen bewahren. Truhen, Werkzeug aller Art, Wagenräder und ganze Kutschen, Ackergeräte, Spielzeug oder Hausrat – auch diese Apfelschälmaschine wandert dank Arnold Lühning ins Museum. Bei der Landbevölkerung ist er bald bekannt wie ein bunter Hund. Eine Win-win-Situation: Der Volkskundler erfährt die persönlichen Geschichten hinter den Gegenständen, und für die Landbewohner bekommt die theoretische Wissenschaft mit Lühning ein Gesicht. In 30 Jahren kommen so über 10.000 Einzelobjekte zusammen. Professionell sammeln – eine Hauptaufgabe von Museen. Arnold Lühning macht es vor. Sein persönlicher Nachlass ist nach seinem Tod 2002 ebenfalls in die Sammlung des Museums übergegangen.
    Abb.: Apfelschälmaschine, um 1900, Seestermühe
Landesmuseen Schleswig-Holstein
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