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Über die neue "freche Nichte" im Museum

Bald wird es eröffnet, unser Jahr100Haus im Freilichtmuseum Molfsee. Der Neubau basiert auf den Entwürfen des Lübecker Architektenbüros petersen pörksen partner. Im Interview verrät Architekt Klaus Petersen wie das Gebäudeensemble den Bogen zu den historischen Häusern schlägt - und was ihn persönlich bewegt, wenn er das Ergebnis seiner Arbeit betrachtet.

Herr Petersen, welcher Grundgedanke hat Sie geleitet, als Sie unser Jahr100Haus entworfen haben?

Im Entwurfsteam waren wir uns schnell einig, dass wir uns mit dem Neubau städtebaulich in die vorhandene Museumslandschaft einfügen wollen, statt einen spektakulären Kontrast zum Bestand zu schaffen. Um den entsprechenden Maßstab zu erzeugen, haben wir vorgeschlagen, die Ausstellungsräume, die die Hälfte der gesamten Fläche ausmachen, unter der Erde zu platzieren. Die verbleibende Fläche teilten wir auf in das öffentliche Empfangsgebäude und die internen Bereiche für Kulturvermittlung, Werkstätten, Anlieferung. So entstanden sichtbar nur zwei ungleich große Baukörper, die nur wenig größer sind, als die sehr großen historischen Häuser im Museum. Die frei wählbare Lage des Neubaus haben wir als Ausgangspunkt und Abschluss des Freilichtmuseums „vor Kopf“ auf leicht erhöhtem Terrain festgelegt. Durch die leichte Spreizung der beiden Baukörper zueinander entsteht ein großzügiger Museumsplatz mit wunderbarem Blick zu den Exponaten in der typischen holsteinischen Landschaft.

Architekt Klaus Petersen

Wie schlägt die Architektur des Neubaus den Bogen zur Region und zu den historischen Gebäuden?

Auch mit der architektonischen Gestalt der Baukörper wollten wir mit dem Museumsbestand in den Dialog treten. Die Formgebung ist sichtbar von den traditionellen Bauernhäusern und Scheunen inspiriert, aber in vieler Hinsicht transformiert. Für den Betrachter entsteht auf diese Weise ein Spiel zwischen dem gleichermaßen Vertrautem und dem Fremden, womit Spannung und Neugier entsteht – vielleicht auch Verwirrung: die Formen kenne ich doch, aber sie sind merkwürdig verändert, die Häuser sind viel länger, die Dächer viel steiler, es gibt kaum Fenster, Dach und Wand gehen ineinander über, von Weitem denkt man bei den Dächern an Reet – aus der Nähe ist es rostiger Stahl usw. Auch im Innerem waren die großartigen Dachkonstruktionen der historischen Scheunen Inspiration für das hölzerne Tragwerk des Neubaus. Unser Rautenfachwerk verstehen wir als Weiterentwicklung traditioneller Zimmermannskonstruktionen, bei dem wir mit wenig Material ein sehr großes Raumvolumen erzeugen konnten. Den Bogen zu den historischen Gebäuden schlägt der Neubau, indem er zum Mitglied der Familie der alten und neuen Häuser wird: jedes Haus ist individuell, unterschiedlich alt, aber alle gehören zusammen – auch die neue „freche Nichte“.

Würden Sie hier von modernem Regionalismus sprechen?

Mit dem Neubau des Museums in Molfsee zielen wir auf eine enge Verflechtung von Tradition und Moderne, indem wir die Architektur einerseits fest in der Museumslandschaft und der Historie verankern. Andererseits wollen wir durch Abstraktion und Weiterentwicklung etwas sehr Zeitgenössisches entstehen lassen. Im Grunde ist das nichts anderes, als die Exponate im Freilichtmuseum, die zu jeweiligen Entstehungszeit auch immer modern und innovativ waren, also ebenfalls eine Weiterentwicklung. Nur ist bei unserem Haus der Innovationssprung sicher etwas größer. Wir verstehen unser Haus gewissermaßen als neuestes Exponat, das ohne Geschichtsbezug eine fremde Zutat ohne baukulturelle Bindung wäre. In diesem Sinne würde ich hier von modernem Regionalismus sprechen, aber nicht wegen der formalen Gestalt oder verwendeter Materialien.

Pläne sind ja eine Sache, was bewegt Sie persönlich, wenn Sie das Ergebnis Ihrer Arbeit betrachten?

Wir sind sehr zufrieden, dass das Essenzielle unseres Wettbewerbsentwurfs tatsächlich so durch die lange Projektlaufzeit getragen hat. Wir haben eher Zugewinne an Qualitäten erreichen können als Verluste hinnehmen müssen, was bei dem außerordentlich begrenzten Budget durchaus hätte passieren können. Maßgeblich unterstützt wurde das durch den Bauherrn, die Nutzer und die Projektsteuerung – eine großartige Teamleistung, die in dieser Form sehr selten ist.
Natürlich sind wir stolz, dem Freilichtmuseum mit seinen wunderbaren Exponaten ein neues, sicher besonders wichtiges Haus hinzugefügt und damit an der Weiterentwicklung des Museums mitgewirkt zu haben. Wenn wir bei den Rundgängen in der letzten Zeit durch den fast fertigen Neubau die große Begeisterung der Besucher und Gäste erleben, freut uns das sehr, denn das war das Ziel unserer Arbeit. Der wesentliche Unterschied zwischen den Plänen und dem fertigen Haus ist die atmosphärische Dichte, die in den unterschiedlichen Räumen jetzt erlebbar ist. Das bewegt mich persönlich schon.

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