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Historisches Bienenhaus für Molfsee

Bis zu 100 Völker hatten zu einer Zeit - als auch in Schleswig-Holstein noch Wanderimkerei betrieben wurde - innerhalb dieses so genannten Bienenzaunes ihr zuhause. Inzwischen ist das Baudenkmal jedoch marode. Bis zum Wiederaufbau im Freilichtmuseum in etwa zwei Jahren ist noch viel zu tun.

Es könnte der erste Neuzugang für das Freilichtmuseum seit über 15 Jahren werden: ein etwa 150 Jahre altes Bienenhaus aus Wahlstorf bei Preetz im Kreis Plön. Erbaut wohl in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts rund zwei Kilometer vom Gutshof entfernt bot dieses besondere mit Reet eingedeckte Bauwerk bis zu einer halben Million Bienen Schutz.

Das kulturhistorische Kleinod war von Beginn an im Besitz der Familie Hartke. Noch bis in die 1990er-Jahre habe ihr Vater Otto Hartke das Bienenhaus bewirtschaftet, erzählte Annette Hartke-Köpp anlässlich eines Pressetermins in diesem Sommer. Als die kleine Bauernstelle ihrer Vorfahren noch zum Gutshof gehörte, war die Produktion von Honig eine wichtige Einnahmequelle. Zeitweise wurden die Kunden mit unterschiedlichen Sorten Klee-, Lindenblüten- und Heidehonig von bis zu 100 Bienenvölkern beliefert. Von Wahlstorf aus wurden Bienenstöcke mit Pferd und Wagen sogar bis in die Lüneburger Heide gebracht, um Heidehonig zu erzeugen.

Einzigartiges Gebäude für Schleswig-Holstein

Die Initiative zur Rettung des Baudenkmals ging von Annette und Peter Hartke-Köpp aus, die sich wegen des zunehmenden Zerfalls an Kreisdenkmalpflegerin Dr. Silke Hunzinger wandten. Die startete gemeinsam mit Julia Meyer, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft (AG) für Heimatkunde im Kreis Plön, einen Spendenaufruf. Und sie nahmen Kontakt auf zu Dr. Nils Kagel vom Freilichtmuseum Molfsee, dem Landesmuseum für Volkskunde. Denn Dr. Silke Hunzinger legte sich nach ersten Untersuchungen in ihrer Bewertung fest: für sie sei es das einzig im Originalzustand erhaltene Bienenhaus in Schleswig-Holstein und repräsentiere die Urform des Fachwerkbaus.

Also wurden 3D-Scans, Pläne und Grundrisse angefertigt. Im August dann rückte eine Gruppe von FSJlern in Wahlstorf an, die für die Jugendbauhütte Lübeck der Deutschen Stiftung Denkmalschutz tätig sind. Unter der Regie von Kagel wurde umsichtig sämtliches Reet von den Dächern geholt, danach die Balken- und Pfosten-Konstruktion demontiert.

Die vom Holzwurm befallenen Hölzer wurden bereits zum Museumsdepot der Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen nach Schleswig transportiert, wo sie in der dortigen Wärmekammer von den Schädlingen befreit werden sollen. Die schweren Außenwände des Ensembles werden im Freilichtmuseum Molfsee eingelagert, bis ein Wiederaufbau in Sicht kommt. „Für einen Bauhistoriker ist das wie ein Sechser im Lotto“, schwärmt der Molfseer Wissenschaftler Kagel. „Es gibt von den historischen Bienenhäusern fast keine Exemplare mehr", sagt Kagel. "Vor allem nicht in dieser Größe."

Imker konnte sich in einem schmalen Gang gefahrlos bewegen

Anders als bei anderen neuzeitlichen Gebäuden handelt es sich von der Konstruktion her nicht um einen Ständerbau, sondern um einen Pfostenbau, bei dem die tragenden, senkrechten Stützen nicht auf hölzernen Schwellen und steinernen Fundamenten gesetzt, sondern fest im Boden verankert wurden. Selbst die geflochtenen und mit Lehm verschmierten Außenwände besitzen keine Schwelle, sondern liegen unmittelbar auf dem sandigen Untergrund auf. Trotzdem wurden sie sorgfältig verputzt und mit Kalk gestrichen.

An zwei Stellen sind Türen in die Außenwand eingelassen, an der Südseite sogar ein Fenster, wobei es sich offenbar um zweitverwendete Bauteile handelt. Auf der West- und Südwestseite fehlt die Lehmwand und wird durch Schilfmatten ersetzt. Inwiefern es sich hierbei um den Ursprungszustand handelt oder die festen Wände zu einem späteren Zeitpunkt entfernt wurden, ist noch zu klären.

Zum Innenhof hin ist das Gebäude immer schon offen gewesen. Hier haben ringsherum auf zwei Ebenen übereinander die Bienenkörbe und -kästen gestanden. Dahinter konnte sich der Imker in einem schmalen Gang gefahrlos bewegen. Lediglich an der Südwestecke ist ein kleiner Raum durch eine Zwischenwand und Schilfmatten abgetrennt, der vielleicht ursprünglich als Raum zur Unterbringung von Imkereigerätschaften diente. Fotos aus der Zeit um 1990 belegen eine wohl jüngere Nutzung als Schafstall.

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