Licht.Gestalten: Freilichtmuseum neu erzählt
Der Rahmen für eine ereignisreiche 60. Museumssaison ist bereitet: Pünktlich zum Jubiläum des Freilichtmuseums Molfsee steht das mehrjährige Sanierungsvorhaben im Freigelände vor dem Abschluss. Dabei wurde nicht nur spürbar in die Wegeinfrastruktur und die Restaurierung von 28 (!) historischen Gebäuden investiert, sondern auch eindrucksvoll die Vermittlung von Inhalten auf ein neues Niveau gehievt.
Projektionen von fiktiven Persönlichkeiten in ausgwählten historischen Häusern
Betritt man in der Woche vor Ostern beispielsweise das Haus aus Großharrie, dann wird man künftig von dessen Bewohner*innen empfangen. In Form von Projektionen richtet ein Bauernpaar das Wort an die Gäste. In insgesamt elf ausgewählten Häusern erscheinen fiktive Persönlichkeiten so lebendig, dass wir sie fast begrüßen möchten. Der Name des Projektes: Licht.Gestalten – Freilichtmuseum neu erzählt.
In einer engen Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Landestheater ist es den Molfseer Teams der Wissenschaft und des Bereiches Bildung und Vermittlung unter der Projektleitung von Christina Sachs gelungen, die Geschichte von elf ausgewählten Häusern für die Gäste so eindrücklich wie nie zuvor zu erzählen. Im Haus aus Großharrie wie auch in zehn weiteren Gebäuden veranschaulichen künftig ehemalige Bewohner*innen, wie ihr Leben und der Alltag früher ausgesehen hat.
Lebensgroße durch lichtstarke Beamer in den Raum „gezauberte“ Projektionen von historischen und fiktiven Menschen aus Schleswig-Holstein wurden von Schauspieler*innen des Landestheaters filmisch realisiert, die Drehbücher für die gleichermaßen lehrreichen wie unterhaltsamen Filme, Monolge und Dialoge stammt aus der Feder des renommierten Autoren Peter Schanz.
Brücke zwischen Gegenwart und Historie
Musuemsdirektorin Dr. Kerstin Poehls sieht gerade mit Blick auf die Neuerungen überaus optimistisch auf das nun beginnende Jubiläumsjahr. „Licht.Gestalten - die Projektionen ermöglichen uns, für neue Besuchergruppen eine Brücke zwischen Gegenwart und Historie zu schlagen und setzen zugleich die historischen Exponatgebäude für das heutige Publikum sehr besonders in Wert. Wer lebte hier (womöglich)? Waren das reiche oder arme Menschen? Waren sie mobil? Voller Sorgen oder Hoffnungen? Wie haben sie auf die Welt geblickt? Wir glauben uns mit dieser neuen Form des Storytellings auf den Weg gemacht zu haben, für eine stärkere Interaktion mit und zwischen unseren Gästen. Es muss als Museum unser klares Ziel sein, als Ort künftig noch relevanter zu werden und dabei die Menschen mitzunehmen. Das, so finden wir, gelingt an dieser Stelle wunderbar“, so Dr. Kerstin Poehls. Diese wegweisende Modernisierung der Inhaltsvermittlung wurde finanziell auch vom Förderverein Schleswig-Holsteinischen Freilichtmuseum e.V. unterstützt.
Insgesamt 5,9 Millionen Euro für Sanierung und Inwertsetzung des Freigeländes
Insgesamt standen für die Sanierung und Inwertsetzung des Freigeländes und seiner historischen Gebäude 5,9 Millionen Euro zur Verfügung, finanziert von Bund, Land und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER). Mit diesem Geld wurde die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen in die Lage versetzt, einen Großteil der Museumsgebäude nicht nur zu sanieren, sondern auch im Sinne der dringend gebotenen Inklusion ihre Zugänglichkeit zu verbessern, vorhandene Barrieren zu reduzieren oder ganz abzubauen. So wurden schwer überwindbare Kopfsteinpflasterungen, Schwellen oder Gefälle behutsam angeglichen, so dass die Häuser für Menschen mit Einschränkungen zugänglich sind.
Rund die Hälfte der Häuser auf dem 40 Hektar großen Museumsgelände wurden im Zuge des Modernisierungsprozesses überarbeitet. Reetdächer wurden instand gesetzt, Fach- und Mauerwerk, Böden, Fenster und Türen saniert. Darüber hinaus konnten Strom- und Wasserleitungen im Gelände erneuert und Anschlüsse gelegt werden, um künftig sowohl das Wegesystem im Freigelände als auch die Häuser selbst besser ausleuchten zu können. Beispielsweise wurde die Wegeführung vom Eingangsbereich des Jahr100Hauses über die Winkelscheune bis zum Jahrmarkt in einem ersten Schritt mit Pollerleuchten ausgestattet, so dass künftig die Gäste abends oder in der dunklen Jahreszeit nach einer Veranstaltung sicher durch das Gelände gehen können. Besonders erfreulich: Im Zuge der Erdarbeiten wurden auch über die Jahre in Mitleidenschaft gezogene Wege saniert.