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Auf den Spuren des Kalten Krieges

30.03.2021 - 30.11.2022

Die geteilte Welt

Korea Krieg, Heißer Draht, Pershing II: Was blieb hängen von den großen Ereignissen der Weltgeschichte? Wie machte sich der Kalte Krieg im Alltag der Schleswig-Holsteiner bemerkbar? Und wie fühlte es sich an, wenn Nato-Verbände bei Manövern durch die Feldmark pflügten oder Tiefflieger lautstark über den schleswig-holsteinischen Himmel donnerten. Die Schau beginnt mit Zahlen, Daten und prägenden Ereignissen jener Zeit. 

Der Sound des Kalten Krieges – er verortet sich irgendwo zwischen Probealarmen der Luftschutzsirenen und „99 Luftballons“ von Nena. Die passenden Bilder dazu tragen schon damals die Medien in die Wohnzimmer: Die „Tagesschau“ berichtete von Kuba-Krise, Vietnam-Krieg und Nato-Doppelbeschluss, der „Spiegel“ vom Boykott der Olympischen Spiele und von „Reagans Neutronenschock.“ An einer Filmstation in der Ausstellung können wir die jahrzehntelange Berichterstattung Revue passieren lassen.

Während damals Jugendliche in der Küche mit ihren Eltern das Für und Wider von Wehrpflicht vs. Ersatzdienst diskutieren – Sie können das nachspielen – wird zeitgleich im Kinderzimmer der Kalte Krieg zum Spielinhalt: Schiffe versenken, Panzerschlacht und später auch Ego-Shooter sorgen für Konflikte durch die Generationen und politischen Lager. Konflikte, die sich übrigens auch quer durch die Gesellschaft ziehen und in den 1980er Jahren für große Friedensdemonstrationen auf den Straßen der Bundesrepublik sorgen.

Die Pop-Kultur greift diese Motive auf. Helden, Bösewichte und Spione, die Rettung der Welt in letzter Sekunde – der Kalte Krieg ist bestens geeignet für dramatische Darstellungen oder auch zum Nachspielen. Während im amerikanischen Spielfilm die UdSSR praktisch immer als Bösewicht herhalten muss, sind Pop- und Rocksongs oft skeptischer und brechen mit dem starren Schema von gut und böse. Eine kleine Auswahl zum Nachhören und Anschauen präsentiert auch diese Ausstellung von „Eve of Destruction“ bis „Wind of Change“. 

Noch deutlicher wird das Unbehagen, wenn man sich in den 1960er, 70er und 80er Jahren an die Deutsch-Deutsche Grenze annähert, die damals die schleswig-holsteinische Stadt Lübeck und den Kreis Herzogtum Lauenburg von Mecklenburg-Vorpommern trennt: Wer unweit der Grenze lebt, wer Verwandte in der DDR besuchen will oder wer über die Transitstrecke nach Westberlin fahren möchte, für den wird der „Eiserne Vorhang“ regelrecht greifbar. Auch heute noch sind Exponate wie ein Schlagbaum vom Grenzübergang Gudow, Warnschilder oder eine russische Anti-Personen-Mine aus dem „Todesstreifen“ ebenso eindrucksvolle wie sprechende Exponate.

Schutz vor dem Atomschlag

Sie befinden sich in Kellern, Weltkriegsbunkern, Tiefgaragen und Tunneln, verteilt in ganz Westdeutschland: öffentliche Großschutzräume, kurz „Atombunker“ genannt. Rund 2000 solcher Einrichtungen werden ab den 1960er Jahren gebaut und bis zum Ende des Kalten Krieges in Stand gehalten. Auch im Bunker unter dem Kieler Schlossplatz könnten im Falle eines militärischen Angriffs 2000 Menschen bis zu 14 Tage lang Schutz finden. Bis heute als Tiefgarage genutzt, ist das zeitweilige „Doppelleben“ als Bunker wenig bekannt.

Im Jahr 2007 beschließt die Bundesregierung, dass dieses Schutzkonzept nicht mehr zeitgemäß ist. Schrittweise werden die Bunker seitdem ausgeräumt, umgenutzt, verschlossen oder rückgebaut. So verblasst nach und nach ein Kapitel der bundesdeutschen Geschichte. In der Sonderausstellung wird ein Teil davon jedoch wieder lebendig: Originalexponate aus dem Bunker unter dem Kieler Schloss und aus anderen Schutzräumen Schleswig-Holsteins und Hamburgs illustrieren im zweiten Teil der Ausstellung wie die Behörden für alle Eventualitäten planten:  Stockbetten, Sitze, Essgeschirr, Klosettbürsten und Kommunikationseinrichtungen zeigen sehr unmittelbar und anschaulich, was über Jahrzehnte „für den Fall der Fälle“ in den Bunkern eingelagert war.

Alles andere blieben Überlegungen und Planungen: Wie wäre es gewesen, sich im Ernstfall zwei Wochen lang im Kieler Bunker aufhalten zu müssen? Wer hätte dieses erzwungene Zusammenleben von 2000 Menschen organisiert? Wo hätten sie geschlafen, was hätten sie gegessen? Wie war die Versorgung mit Wasser, Luft und Elektrizität gewährleistet? Vor allem aber: Wann hätten die Eingeschlossenen wieder an die Erdoberfläche zurückkehren können? Und was hätten sie dort vorgefunden? Diese Szenarien spielen wir für Sie in der Ausstellung an fünf Hörstationen durch. Währenddessen kann man sich auf den harten Original-Sitzbänken des Bunkers niederlassen und eindrucksvolle Fotografien aus dessen Innerem bestaunen.

Spurensuche in Schleswig-Holstein

Es sind mehrheitlich massive Gebilde aus Stahl und Beton, die bis heute zu Hunderten in ganz Schleswig-Holstein zu finden sind. Im dritten Teil der Sonderausstellung geht es um Bauwerke des Kalten Krieges. Sie waren über Jahrzehnte so gewissenhaft wie diskret von Behörden und Militär erbaut und gepflegt worden. Sie sollten die Menschen schützen, aber nicht beunruhigen, und so lagen sie schon damals eher im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit. Geheimhaltung und Stacheldraht schirmten einige von ihnen ab, andere waren öffentlich sichtbar und zugänglich, aber kaum jemand wusste von ihrer Funktion.

Es fällt den Menschen deshalb heute leicht, diese Überbleibsel des Kalten Krieges zu vergessen. Um die Erhaltung und Dokumentation der sperrigen Objekte kümmern sich hauptsächlich Privatpersonen und bewahren so die Erinnerung an eine kriegerische Zeit ohne Krieg. Vier von ihnen, die sich aus ganz unterschiedlichen Motivationen mit dem Thema beschäftigen kommen in der Ausstellung zu Wort. Sie berichten von Szenarien des Kalten Krieges aber auch von ganz persönlichen – schönen wie schaurigen – Kindheits- und Jugenderinnerungen.

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